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Versicherungsnehmer:innen sind bereit ihre Gesundheitsdaten mit ihrer Krankenversicherung zu teilen. Stimmt das?

Laut der aktuellen PKV-Studie von Accenture in Kooperation mit YouGov sind 78% von 1.089 Befragten bereit, mehr Gesundheitsdaten mit ihrer Krankenversicherung oder ggf. Dritten zu teilen, wenn sie dadurch eine bessere Behandlung erhalten. Der Trend zur Bereitschaft zum Data Sharing mit Versicherungen setzt sich weiter fort. Dabei genießen Krankenversicherer ein hohes Vertrauen. In der Accenture Consumer Study 2021 wurden u. a. Versicherungen mit anderen Anbietern verglichen: Versicherungen schnitten durchweg besser ab als z. B. Tech-Anbieter, Einzelhandel oder Social Media Anbieter.

Das Thema Datenerhebung und -auswertung ist kein Lieblingsthema der Deutschen. Umso überraschender ist es, dass Krankenversicherungskund:innen bereit wären, vor allem Daten mit ihrem Krankenversicherer zu teilen. Dabei handelt es sich in der Regel um keine Zustimmung, „alle“ Daten zu teilen und personalisiert zu verwenden. Vielmehr differenzieren die Kund:innen nach Umfang der Daten und der personalisierten Verwendung.

Nur ein Drittel der Befragten können sich eine Weitergabe „aller“ Daten an die Versicherung vorstellen, wobei die personalisierte Nutzung dieser Daten nur für 8% der Befragten in Frage kommt. Knapp die Hälfte der Befragten kann sich eine Weitergabe ausgewählter Daten vorstellen. Die Zustimmung, ob diese personalisiert oder auch anonymisiert verwendet werden können, verteilt sich ungefähr gleich.

Ein signifikanter Unterschied zwischen der Bereitschaft des Data Sharing abhängig vom Krankenversicherungsschutz (privat oder gesetzlich) ist nicht gegeben.

Weitere spannende Erkenntnisse sind, dass es kaum Unterschiede zwischen den Altersklassen und Geschlechtern gibt, wenn es um das Teilen der Daten geht. Eine einzige Ausnahme ist die Altersklasse der über 55-Jährigen. In dieser Altersklasse ist die Bereitschaft zum Teilen aller personalisierten gesundheitsbezogenen Daten am größten.

Zwischenfazit

Die Sammlung und Verwendung von Gesundheitsdaten trifft auf Zustimmung, allerdings ergeben sich je nach Befragten Unterschiede, ob diese vollständig und personalisiert verwendet werden können. Versicherungen könnten diese grundsätzliche Bereitschaft durch differenzierte Abfrage je nach Zustimmung nutzen, um sukzessive einen verwendbaren Datenbestand aufzubauen. Dies muss durch eine positive Kommunikation und für Kund:innen spürbaren Mehrwert begleitet und in den IT-Versicherungssystemen datenschutzkonform abgebildet werden.

Auch wenn 78% der Befragten der Nutzung ihrer Gesundheitsdaten für eine verbesserte Behandlung zustimmen, zeigte sich, dass Gesundheitsdaten für die Versicherer nicht zum Nulltarif kommen!

Die Hauptgründe zum Teilen von Gesundheitsdaten sind weniger überraschend. Versicherungsnehmer:innen wünschen sich insbesondere geringere Beiträge (41%), bessere Behandlungserfolge (41%) und geringere Zuzahlungen (29%). Grundvoraussetzung ist jedoch, dass der Datenschutz garantiert ist. Unter den Top-6-Mehrwerten für Kund:innen dominieren die monetären Anreize. Insbesondere in der privaten Krankenversicherung ist dies durch eine starke Fokussierung auf Prämien und Preis-Leistung in der typischen Kundenansprache zurückzuführen. Die typische Motivation von Versicherern sind eine verbesserte medizinische Behandlung und ein verbessertes Behandlungserlebnis. Entsprechend ist eine wesentliche Herausforderung für Versicherungen, den Fokus auf einer mehrwertorientierten Kommunikation zu legen.

Interessanterweise sind Männern geringere Beiträge, geringere Zuzahlung und besserer Behandlungserfolg jeweils wichtiger als Frauen. Im Vergleich zwischen PKV- zu GKV-Versicherten ergab die Umfrage nur eine sehr leichte Tendenz der höheren Bedeutung der Beiträge für PKV-Versicherte, auch wenn PKV-Versicherte typischerweise eine höhere Beitrags- und Kostentransparenz haben.

Handlungsempfehlungen für Krankenversicherungen

  1. Versicherer müssen im Rahmen ihrer Datenstrategie klar definieren, welche Daten erhoben werden sollen, wie diese zusammengeführt und so ausgewertet werden können, sodass Mehrwertangebote für Kunden:innen geschaffen werden, alles unter der Gewährleistung des Datenschutzes. Die Sammlung „aller“ Daten schreckt ab, sofern dies aber auf ausgewählte Daten bezogen wird, können mehr Nutzer:innen gewonnen werden.
  2. Die Ausarbeitung von Mehrwertangeboten muss zwingend unter Einbezug zukünftiger Kund:innen geschehen, sodass deren Wünsche zielgerichtet adressiert werden. Mehrwert, der rein bei der Krankenversicherung entsteht, ggf. aber kein echtes Kundenbedürfnis adressiert, sind aufgrund von fehlender Akzeptanz schwerer umzusetzen.
  3. Neben dem monetären Nutzen sollte kommunikativ insbesondere der Mehrwert einer besseren medizinischen Behandlung und eines angenehmeren und komfortableren Behandlungserlebnisses fokussiert werden.

Weitere Zahlen, Fakten und spannende Erkenntnisse erhalten Sie aus unserer Studie. Hier geht es zum Download.